Gay-Thread

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ice_angel
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Beitrag von ice_angel » Di 12 Aug, 2003 8:45 pm

Red hat geschrieben:
Jam hat geschrieben:Wenn man das so trennen könnte, dann bin ich auf emotionaler Ebene wohl lesbisch und auf Körperlicher bisexuell. (Hoffentlich war das jetzt nicht der Schmarrn des Jahres...
So ein Schmarrn ist das gar nicht, Körper und Geist sind schließlich zwei verschiedene Dinge.
Ich finde auch, dass das überhaupt kein Schmarrn ist. Bei mir ist es so, dass ich auf körperlicher Ebene heterosexuell bin (also, Sex finde ich nur erregend mit Männer, nicht mit Frauen, weiß ich aus diversen Erfahrungen), aber auf emotionaler Ebene fühle ich mich sehr wohl auch zu Männern UND Frauen hinzugezogen. Ich habe keine Probleme damit, eine Frau zu küssen, aber bitte nichts unter der Gürtellinie! Warum und wieso möchte ich jetzt nicht näher erläutern, sonst schmeißt mich vielleicht noch ein Admin raus, weil es zu ... ähm ... genau wird. Ja.

(Oh mein Gott, hoffentlich hab nicht ich jetzt den Schmarrn des Jahres geschrieben!!! :shocked: )
[glow=blue]Ich wollte glauben, aber die Werkzeuge dazu wurden uns weggenommen. Man hat uns die Augen geschlossen und unsere Stimmen zum Verstummen gebracht. Unsere Ohren sind jetzt taub für die Verheißungen extremer Möglichkeiten.

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Palmolive
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Beitrag von Palmolive » Di 12 Aug, 2003 8:52 pm

Jam hat geschrieben: ...
Na ja, dann mal ne weitere Frage so in die Runde gestellt:

Wenn ihr aufs eigene Geschlecht steht, was schätzt ihr besonders daran? Den weiblichen bzw. männlichen Körper, das Verständnis, also gesprächstechnisch, die Art und Weise wie der andere einen küsst...all sowas eben. Was macht das eigene Geschlecht für euch attraktiv?

Und auch für heteros kann man eigentlich die gleiche Frage stellen. Ich kann das mit der körperlichen Anziehung durchaus nachvollziehen :wink: , den Rest aber eher nicht. Also freundschaftlich schon, aber mehr...?!?
Obwohl eindeutig für eine heterosexuelle Beziehung spricht, dass sie wahrscheinlich wesentlich unkomplizierter abläuft. :cheesy:
Aber trotzdem. Ich bin da schon richtig so wie es jetzt ist. ;-)
Naja, also da ist natürlich zuerst das körperliche. Ich finde einen Waschbrettbauch nunmal tausend Mal erotischer als zwei Brüste :ugly: Ist vielleicht ein bisschen blöd formuliert, aber so ist das. Außerdem spielen die Augen eine große Rolle: Männer können einfach die schönesten Augen haben. Da kommt eine Frau leider nicht ran :-D
Ich könnte jetzt alles aufzählen, was mich körperlich an einem Mann reizt, aber ein paar Beispiele reichen wohl: Hände (viel kräftiger als bei Frauen), der Rücken (ich liebe Rücken - ich hab einen Rückenfetisch) usw.

Ich habe noch nie einen Mann oder eine Frau geküsst. Deswegen kann ich nicht beurteilen welches Geschlecht besser küsst. Ich glaube, dass der Kuss nur schön ist, wenn er was bedeutet. Egal ob bei Mann oder bei Frau. Was in meinem Fall aber eher ein Mann wäre :wink:

Wieso ich mich in Männer verliebe kann ich jetzt wirklich nicht erklären. Es ist eben so. Und genau das macht die Homosexualität ja eben aus. Es ist eben so, wie wenn sich ein Mann in eine Frau verliebt. Ist nicht besonders viel bzw. kein Unterschied.

So, hoffentlich hat mein kleiner Post wenigstens ein wenig Sinn gehabt.

Bye almer
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Beitrag von angelina » Di 12 Aug, 2003 9:36 pm

mann und frau, frau und frau oder mann und mann usw.

Die unterschiede sind so wichtig auf dieser welt ohne sie währ kein "neues" mehr zu sehn...

es zählt doch nur das die liebe in den beziehungen vorhanden ist, völlig egal wie man ist.

Also an alle habt euch :knuddel: immer!
wer liebt- der lebt, wer nicht liebt hat nie gelebt...

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Beitrag von Red » Mi 13 Aug, 2003 10:38 am

Palmolive hat geschrieben:Wieso ich mich in Männer verliebe kann ich jetzt wirklich nicht erklären. Es ist eben so. Und genau das macht die Homosexualität ja eben aus. Es ist eben so, wie wenn sich ein Mann in eine Frau verliebt. Ist nicht besonders viel bzw. kein Unterschied.

So, hoffentlich hat mein kleiner Post wenigstens ein wenig Sinn gehabt.

Bye almer
Ist schon gut, daß man die Liebe net erklären kann, das sie einen immer wieder überfällt. Natürlich gibt es keinen Unterschied, Liebe bleibt Liebe...

Und almer, Dein Post hatte Sinn!
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Beitrag von Jam » Mi 13 Aug, 2003 12:08 pm

Darum sollte es ja auch gehen. Um die Liebe...und in welcher Form die jetzt gelebt wird, ist zweitrangig.
Kann euch jetzt schlecht erklären wie ich das gemeint habe...ich kann nur sagen, dass ich eine Frau meist wesentlich reizvoller als einen Mann finde. Von der Denkstruktur her, den Gesten...sinnlicher irgendwie.
Ach...das kann man echt nicht so richtig erklären.
Wahrscheinlich ist es etwas, was jeder kennt und deswegen sowieso nicht drüber geredet werden muss. ;-) Und warum man einen Menschen liebt kann man sowieso nicht sagen. Wichtig ist, dass es so ist. :cheesy:

So, war kein toller Post, aber was kann man nach 5h Schlaf erwarten? :cheesy:
"Aber ich habe sie gehabt, ich habe das Herz gefühlt, die große Seele, in deren Gegenwart ich mir mehr zu sein schien, als ich war, weil ich alles war, was ich sein konnte."

Goethe, Werther

(Jaja, soviel zum Thema Deutsch-Interpretations-Arbeit...*seufz*)
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Beitrag von Diamond » Mi 13 Aug, 2003 7:59 pm

Also, bei mir ist es so das ich Frauenkörper teilweise viel erotischer finde als Männerkörper. Warum weiß ich auch nicht, aber ich finde durch die Rundungen ( :ugly: ) und so weiter, wirken sie viel weicher und, wie Jam so schön sagte, sinnlicher und erotischer irgendwie. Ganz anders als bei Männern.

Ich hab mit beiden Geschlechtern erfahrungen gemacht und fand es auch mit beiden schön. Nur halt anders. Frauen fühlen sich ganz anders an (logischerweise) und sind halt...ach ich weiß auch nicht...ist schwer zu erklären...

Nochmal zum Thema Outing:

Ich hab das Problem das ich ein ziemlich beschissenes Verhätnis zu meiner Mutter habe und mein Vater findet homosexualität auch nicht sonderlich toll. Weiß jemand wie ich ihnen beibringen soll das ich Bi bin? Ich meine, ich kann mich doch nicht einfach am Abendbrotstisch hinsetzen und sagen: Ach übrigens, ich steh auch auf Frauen.
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Beitrag von ice_angel » Mi 13 Aug, 2003 8:06 pm

@Diamond: Da kann ich dich gut verstehen! Meine Eltern sind auch ziemlich konservativ, sie würde ganz schön blöd aus der Wäsche kucken, wenn ich ihnen sagen würde, hey, ich bin mit ner Frau zusammen (aber wer weiß, vielleicht haben sie sich das schon bei meiner besten Freundin gedacht, obwohl da nie was war, wir sind halt nur immer ständig zusammen gewesen.)

Das ist echt schwierig, ihnen das beizubringen. Vielleicht ist es am besten, falls du mal ne feste Freundin sagst, dass du es ihnen erst dann sagst, denn wenn du nen festen Freund hast, dann erfahren sie es eh nie. Also, so würde ich es anstellen. Weiß nicht, wie klug das ist ???
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Beitrag von Gast » Mi 13 Aug, 2003 11:40 pm

meine eltern sind zwar recht locker und akzeptieren und tolerieren auch sowas,aber wenn ich jetzt plötzlich kommen würd und sagen tät
hey eltern ich bin lesbisch oder bi ich wüsst net wie sie drauf reagieren würden sie wären geschockt

genasuso wie mein freundeskreis,obwohl die auch für alles offen sind und des tolerieren,mich wenn ich bi oder lesbisch wär,auch akzeptieren würden

es ist leichter etwas zu tolerieren wenn man nicht selbst davon betroffen ist
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Beitrag von Red » Do 14 Aug, 2003 11:23 am

Ich stell den Artikel jetzt einfach mal da rein, ist zwar eine etwas ältere Angelegenheit, aber trotzdem ganz interessant finde ich.

Einfach irgendwo atypisch
Die "Schwuhplattler" bestehen aus 24 Männern und gehen in ihrer Freizeit einer Beschäftigung nach, die traditioneller nicht sein könnte: dem Schuhplatteln. Weil sie aber allesamt schwul sind, sind manche verstört
von GEORG ETSCHEIT
"Grüß Gott. Da ist der Anschluss vom Sepp Stückl." Die Stimme auf dem Anrufbeantworter klingt männlich, bodenständig, bayerisch. "Ich bin nicht daheim. Doch wenn Sie mir nach dem Signal eine Botschaft hinterlassen, ruf ich gern zurück. Pfüa Gott und vergelts Gott für den Anruf."
Er hat zurückgerufen. Und wir haben uns dann mit dem Sepp verabredet und treffen ihn ein paar Tage später in München, im Gemeindesaal der Altkatholischen Kirche St. Willibrord am Sendlinger Tor. Ein wirklicher Bayer, möchte man sagen, ein richtiges Mannbild: Lederhose, Haferlschuhe, Schnauzbart.
Dunkle Haare hat er und eine eher kleine, kompakte Gestalt, was ja ziemlich typisch ist für den oberbayerischen Menschenschlag und den schlaksigen Blondling Stoiber trotz seines bemühten Lodenoutfits als verkappten Preußen entlarvt. Nur die elegante, yuppiemäßige Hornbrille scheint beim Sepp nicht ganz ins prächtig-rustikale Bild zu passen. Ein kleiner Bruch, ein wenig zu modisch, vielleicht.
Der 48-Jährige kommt aus Uffing am Staffelsee, was mitten im bayerischen Oberland liegt, das in dieser Ecke "Pfaffenwinkel" genannt wird, der vielen schönen Klöster und Kirchen wegen und weil die Menschen hier schon immer sehr gottesfürchtig waren. Was nicht heißt, dass sie nicht auch mal über die Stränge schlagen.
Apropos schlagen. Sozusagen im Nebenberuf ist der Sepp Chef einer Gruppe von Volkstänzern, die sich alle vierzehn Tage in der Münchner Altstadt trifft, um das rhythmische Schlagen der Schenkel und Schuhe, das Schuhplatteln, zu trainieren.
Das wird ja gemeinhin als Inkarnation bayerischer Volkskultur angesehen, nicht zuletzt auch als Ausdruck kerniger Männlichkeit. Das Gegenstück dazu, die dirndlpralle Weiblichkeit, sucht man vergebens in Sepps Schuhplattlertruppe. Denn er selbst und seine 24 Jungs stehen nicht so sehr auf die Maria-Hellwig-Typen mit der stammsprichwörtlichen Portion "Holz vor der Hüttn", wie sie überhaupt nicht auf Frauen stehen. Sie sind, nun muss es aber heraus, ho-mo-se-xu-ell. Allesamt.
Die Gruppe nennt sich, durchaus programmatisch, "DSchwuhplattler" und hat sich in den drei Jahren ihres Bestehens nicht nur in der oberbayerischen Homogemeinde einen Namen gemacht, sondern auch die offizielle Trachtlerszene gehörig aufgemischt.
Bevor wir ein wenig tiefer einsteigen in diese Heimatkunde speziellerer Art und die, sagen wir: Schwulitäten, denen man sich im Bayerischen immer noch aussetzen kann, wenn man sich einer Normabweichung schuldig macht und dies womöglich auch noch öffentlich kundtut, wollen wir den "Schwuhplattlern" bei ihrer Übungsstunde zusehen und dabei auch im Auge behalten, dass es sich hier ja eigentlich um eine Minderheit in der Minderheit handelt.
Denn auch unter Lesben und Schwulen haben die Trachtler, weil gemeinhin als konservativ, gar spießig verschrien, zuweilen keinen leichten Stand, auch wenn beim alljährlichen schwulen Oktoberfesttreffen die Krachlederne als Fetisch mittlerweile durchaus akzeptiert ist. "Als ich vor einem Jahr mit dem Platteln angefangen habe, haben sich meine Bekannten alle nur an den Kopf gefasst", sagt Manfred, müht sich in seine enge Lederhose, streift die Wadlstrümpfe über und packt ein Frotteehandtuch aus: Schuhplatteln ist, auch ohne "Dirndldrahn", eine äußerst schweißtreibende Angelegenheit.
Sepp fordert Toleranz ein, nicht zuletzt aus den eigenen Reihen: "Wir sind ganz traditionell wie die anderen Plattler. Der einzige Unterschied ist, dass wir halt alle schwul sind." Wenn die Jungs den "Ruhpoldinger" lautstark und offenbar ziemlich professionell aufs Parkett legen, fällt der kleine Unterschied nur Eingeweihten auf, etwa die Regenbogenfahne - Symbol der Homobewegung, zu sehen auf dem weißen T-Shirt eines der Tänzer -, die unauffällig-kokett unter dem Hosenträger hervorlugt.
Dass Schwule nicht männlich seien, stellt sich spätestens beim Anblick dieser zünftigen Truppe als schäbiges Vorurteil heraus. Ebenso wie die Vorstellung, dass nur "echte" Bayern, was immer das sei, Spaß am Schuhplatteln haben können. Harry beispielsweise kommt aus Hessen, hatte sich schon im heimatlichen Turnverein dem Trachtenwesen verschrieben, damals noch in "Hessenkittel" mit schwarzer Stoffhose, was freilich "nicht so toll ausgesehen" habe wie die bayerische Kurze, die er jetzt trägt.
Der 36-Jährige bekennt sich zweideutig zur "Lust an der Tracht", ebenso wie Joachim, der in der Münchner Aidsberatung arbeitet. Der rothaarige Schwabe hat sich seine Krachlederne auf den trainierten Körper maßschneidern lassen, damit sie "perfekt" sitzt. Zu diesem Zweck ist er eigens zu einem Spezialisten in den Bayerischen Wald gefahren.
Leider keine echte "Hirschlederne", wie er bedauert, und auch nur maschinengstickt. "Hat dafür aber auch nur dreihundert Mark gekostet." Und dann ist da noch Dimos, ein 34 Jahre alter schwuler Deutschgrieche, der sich als begeisterter Volksliedsänger und Jodler zu erkennen gibt. Den "Erzherzog-Johann-Jodler" habe er drauf, den "Königsjodler" und auch das "Kufsteinlied", sagt Dimos mit vernehmbarem Akzent. Die Hörprobe musste allerdings fürs Erste ausfallen, weil Hartmut an der "Quetschen" (vulgo Akkordeon) die einschlägigen Melodien nicht auswendig spielen konnte.
Als Hartmut schließlich den "Ammerseer" anstimmt, einen ziemlich bekannten Schuhplattler, legt Harry, der Hesse, schwitzend und heftig aus der Puste, eine Pause ein. "Ich bin ja noch ein blutiger Anfänger", meint er: "Zu kompliziert für mich." In der Pause gehen Fotos von der letzten Gruppenfahrt nach Herrenchiemsee herum.
Wie viele bayerische Schwule hegen natürlich auch die "Schwuhplattler" eine heimliche Sympathie für ihren mutmaßlichen Bundesgenossen, den "Märchenkönig" Ludwig II., der sich auf dem sinnigerweise Herreninsel genannten Eiland im Chiemsee sein tuntiges Versailles bauen ließ. In vollem Trachtenornat, wenn auch sozusagen inkognito, legten die Jungs vor dem Schloss einen Plattler hin. Die anwesenden Touristen waren begeistert.
Der Übungsraum der "Schwuhplattler" befindet sich im Souterrain des Münchner Gemeindezentrums der Altkatholiken. Auf einem Foto an der Wand erkennen wir Sepp wieder, im Kreise seiner Glaubensbrüder und -schwestern. "Zu Christi Himmelfahrt" steht darüber und "Maria Brunn 2000, eine Idylle".
Altkatholiken, die die Unfehlbarkeit des Papstes nicht anerkennen und auch den Zölibat ablehnen, erklärt Sepp, seien viel toleranter als die Römischkatholischen, die Homosexualität ja immer noch als Teufelswerk betrachten und Schwulen und Lesben Enthaltsamkeit nahe legen. Sepp Stückl ist, wie gesagt, ein gläubiger Mensch und ein begeisterter Anhänger der Trachtenbewegung.
Schon mit 21 Jahren war der Bauernsohn Vorstand des Uffinger Gebirgstrachtenerhaltungsvereins "DSunnastoana", gegründet 1907. Seine erotischen Gefühle für Männer habe er lange geheim gehalten, sei sich selbst nicht darüber klar gewesen. "Die Schwulen, die ich so im Gedächtnis hatte, das waren alles so ausgeflippte Personen. Ich wollte nie so sein." Irgendwann aber sei "das Zehnerl gefallen und ich habe gesehen, dass viele Schwule, die vom Land kommen, ganz normale Berufe haben und auch schuhplatteln".
1983 wagte Sepp in einer Vorstandssitzung des Uffinger Trachtenvereins sein Coming-out. "I bin mit am Mann zamm", gestand er seinen verdutzten Kollegen, ohne das ominöse Wörtchen "schwul" in den Mund zu nehmen. Betroffene Stille. Nach einer "Schrecksekunde" sei dann einer aufgestanden und habe ihm ganz feierlich das Vertrauen ausgesprochen: "Der Sepp hat das bisher gut gemacht. Ich mag ihn, egal ob er mit einem Mann oder einer Frau ins Bett geht." Der schwule Herr Vorsitzende, so befand die heterosexuelle Mehrheit, könne seinen Job ruhig weiter machen.
Erst zehn Jahre später gab er das Vorstandsamt auf, freiwillig, wie Sepp betont. "Ich wollte nach zwanzig Jahren Vereinsarbeit einfach mal was anderes machen und mehr Zeit für meine schwulen Aktivitäten haben." Seither war der Bankangestellte nur noch einfaches Mitglied der "Sunnastoana". So weit also und so gut, bis im vergangenen Jahr das Bayerische Fernsehen, man sehe und staune, auf die schwulen Trachtler aufmerksam wurde und in seiner Jugendsendung "Quer" den Auftritt der "Schwulplattler" bei einem Christopher Street Day (CSD) in Augsburg berichtete. Da war es plötzlich aus und vorbei mit der Toleranz der Heterotrachtler.
Der Beitrag war zugegebenermaßen etwas hinterfotzig, weil die Redakteure Szenen eines konventionellen Trachtengaufestes, an dem auch Sepp als Mitglied der "Sunnastoana" teilgenommen hatte, mit dem CSD-Auftritt zusammenschnitten und wohl bewusst ein wenig Verwirrung stiften wollten, in der hehren Absicht, zu zeigen, dass die sexuelle Orientierung bei dem ganzen Trachtenspiel ja wohl eine zu vernachlässigende Größe sei.
Weil der Sepp mit ein paar knackigen Sprüchen zitiert wurde, standen die Zeichen beim Uffinger Trachtenverein hernach auf Sturm. "Du bist eine Schande fürs ganze Oberland", rief ihm beim Pfarrfest einer aus der Menge zu. Das war der, der ihn in der Vorstandssitzung 1983 noch so engagiert verteidigt hatte. "Die haben wohl gemeint, ich hätte das inszeniert", sagt Sepp. Dabei habe er die Leute vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen doch "eher etwas gebremst".
Richtig brisant wurde die Heimatschmonzette durch die Einlassungen des Vorsitzenden des Bayerischen Trachtenverbandes, Otto Dufter, der keinen Zweifel daran ließ, dass von seiner Seite kein Beitrag zur Gleichstellung von Lesben und Schwulen zu erwarten ist. "Das trifft das Herz des Urbayern und ist einfach irgendwo atypisch", sagte Dufter in Gerhard-Polt-mäßigem Tonfall auf die Reporterfrage, was er denn von den schwulen Schuhplattlern halte. "Das gehört sich nicht, und das hat auch der Schuhplattler nicht verdient, dass er irgendwie für so was missbraucht wird. Dass man da in der Gruppe auftritt, ja gut, sollen die das irgendwo. Aber meinetwegen muss man da nicht in der Öffentlichkeit auftreten."
Nein, da versteht das organisierte Trachtenwesen wahrlich keinen Spaß, ob aus Homophobie oder schlichtem Alleinvertretungsanspruch, sei dahingestellt. "Wilde Vereine und Plattlergruppen", so hieß es schon einmal, "werden ausgerottet, Missbräuche radikal bekämpft." 1935 war das. Ein Vorgeschmack womöglich auf das Sperrfeuer, das den "Schwulplattlern" drohte, kämen sie mal auf die Idee, Aufnahme im Dachverband zu beantragen.
Dass die "Schwuhplattler" einen narrischen Spaß am Platteln haben, auch ohne offiziellen Segen, das müsste den sauberen Herrn Dufter doch mächtig wurmen. Am Ende der Trainingsstunde jedenfalls sind alle wie aus dem Wasser gezogen. "Früher in Uffing habe ich nie so geschwitzt", sagt Sepp. In der kleinen Toilette des Gemeindesaales reißen sich die Männer die nassen Klamotten vom Leib und gönnen sich am Waschbecken eine kleine Erfrischung.
Dann stimmt Hartmut auf seiner Quetschen noch ein letztes Liedchen für den Abend an. Alle singen mit: "Der Weg zu meinem Dirndl ist steinig." Und irgendwie wirkt es ganz und gar nicht so, als müsse sich hier irgendjemand für irgendetwas rechtfertigen.
GEORG ETSCHEIT, 39, lebt als freier Autor und Journalist in München. Schwerpunkte: Karriere & Beruf, Essen & Trinken, klassische Musik
taz Magazin Nr. 6433, Seite VII, 350 Zeilen, TAZ-Bericht GEORG ETSCHEIT
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Beitrag von LittleBit » Do 14 Aug, 2003 3:58 pm

@ diamond

Also ich weiß nicht..ist schon schwer soetwas seinen eltern bei zu bringen. Wie du schon sagst kannste ja nicht einfach hin gehen und sagenübrigens was ich euch noch so sagen wollte...ich bin bi oder halt ich steh auch auf frauen.
Also ich würd ja warten damit,zumindest so lange bis du ne feste freundin hast oder so. für viele eltern ist es ein schock und die wissen nicht wie die damit umgehen sollen. Und dann sind da ja auch noch deine geschwister.
Ich weiß nicht...ist schon schwierig. Vielleicht mal horchen was die so von den thema halten und so. Man kann ja in nem gespräch so beiläufige fragen stellen.
Dann kannste dich ja immer noch dazu entschließen. Aber son richtigen rat kann man da irgendwie nicht geben. Vorallem reagieren die eltern ja so unterschiedlich darauf.
Together
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Together
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Beitrag von Manü » Do 14 Aug, 2003 5:27 pm

*shrug* ich persönlich denke gar nicht daran ihnen das zu sagen, warum denn auch?
wäre ich jetzt sagen wir mal mit einem Mädchen zusammen, die ich liebe und die ich ihnen nicht vorenthalten will, sähe die sache scohn anders aus. aber right now sehe ich keinen grund dazu. ich sage ihnen ja auch sonst nicht meine "tiefsten" gedanken. :cheesy: :ugly:
There's no fear when I'm in my room
It's so clear and I know just what I want to do
All day bedroom dancing
To you I wanna say
Your my thing.
Gast

Beitrag von Gast » Do 14 Aug, 2003 8:45 pm

Mein Vorschlag für ein Coming Out:

Es bringt nichts, viele 'Wellen' zu machen. Beim sonntäglichen Familienkaffee aufzustehen und vor versammelter Mannschaft die sexuellen Vorlieben auszubreiten, bauscht die Sache nur auf und macht sie wichtiger als sie ist. Ich habe damit gewartet, bis ich meine erste Beziehung hatte. Dann kommen die Eltern nämlich nicht umhin, die Dame des Herzens zu bemerken.

Und: sag es erstmal nur denen, die es wissen müssen. Wer fragt, kriegt eine Antwort. Aber du mußt jetzt nicht Opa, Oma, Tante und Cousin 5. Grades anrufen. Überleg, bei wem es dir wichtig ist, daß er/sie es weiß. Freunde? Verwandte? Vielleicht Kollegen?

Am Anfang wußten es nur meine Eltern, mein Bruder und mein engster Freundeskreis - die waren auch alle totally cool with it. Auf der Arbeit habe ich mich geoutet, als das Gespräch mal auf Lesben kam und meine Kollegin meinte, sie findet sowas komisch. Worauf ich denn gefragt habe, was genau sie komisch findet und sie zurück fragte, "Wieso, bist du lesbisch?" Jetzt wissen es die Leute, mit denen ich zusammen im Büro bin und die zwei Jungs, mit denen ich immer zu Mittag esse. Der Großteil meiner Verwandtschaft weiß es immer noch nicht. Ich sehe im Moment noch keinen Anlass - mal abgesehen davon, daß ich sie eh nicht leiden kann. *grins* Diejenigen meiner Mitstudenten, mit denen ich am meisten zusammen bin, wissen es auch. Es interessiert sie wenig bis gar nicht. Bloß eine kommt immer und heult sich aus, wenn ihr blöder boyfriend mal wieder Mist gebaut hat und verkündet dann, "Mein Ziel ist es, mit 40 eine emanzipierte Lesbe zu sein." :cheesy:

Was ich sagen will - Gelegenheiten zum Outing kommen von alleine, und meistens sind die besser als die "selbst inszenierten". Wenn dich jemand fragt, sei ehrlich. Aber lauf nicht mit der Regenbogenflagge herum und drück es jedem auf's Auge, ob derjenige es hören will oder nicht. Bemüh dich um Normalität. Rede so normal darüber, wie andere auch über ihre heterosexuellen Beziehungen reden - aber auch nicht mehr als sie.

Und ein kleine Entwarnung zum Schluss: nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Die meisten Leute reagieren positiver als man es erwartet. :-)

Holla Die Waldfee
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Beitrag von Jam » Do 14 Aug, 2003 10:28 pm

Ich seh das auch so wie Holla die Waldfee. Übrigens, geiler Name... :-D Meine beste Freundin und ich benutzen das oft. Und wir haben uns ne Steigerung zu dem ganzen ausgedacht: Holla, der Bergzwerg. *hust*
Das aber nur am Rande...ähem...

Ich hab auch damit gewartet, bis ich meine Freundin hatte. Ich meine, welcher Heterosexuelle geht raus und verkündet jedem, dass er hetero ist...kaum einer. Warum sollte ich dann sagen"hey, alle mal herhören, ich bin lesbisch!" Nö.
Und auch jetzt geh ich damit ganz normal um. Wenn es jemanden interessiert, darf er es gerne wissen, aber ansonsten hänge ich es auch nicht an die große Glocke. Wie gesagt, völlig normal eben.
"Aber ich habe sie gehabt, ich habe das Herz gefühlt, die große Seele, in deren Gegenwart ich mir mehr zu sein schien, als ich war, weil ich alles war, was ich sein konnte."

Goethe, Werther

(Jaja, soviel zum Thema Deutsch-Interpretations-Arbeit...*seufz*)
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Beitrag von FreezinHot » Fr 15 Aug, 2003 2:38 am

bin zwar nicht lesbisch oder bi, möchte aber trotzdem was dazu sagen... mein vater ist wirklich seeeeeeeeeeeeeehr konservativ, wenn ich ankommen würde mit: ich hab ne freundin, würd er echt ausflippen, mich jahrelang einsperren oder so was... naja nicht so schlimm, aber er fänds schlimm, genauso wie meine andere verwandtschaft, außer meine mutter, die ist echt ok, die glaub ich würd das vertragen, meine freunde (in der schule) sind genauso, sie haben nichts gegen homo-sexuelle, das finde ich wirklich gut...
ich bin der gleichen meinung wie die waldfee... keine große sache draus machen, es ist ja auch keine... jeder mensch darf lieben wen er will!
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Beitrag von Goldmond » Fr 15 Aug, 2003 11:54 am

FreezinHot hat geschrieben:bin zwar nicht lesbisch oder bi, möchte aber trotzdem was dazu sagen... mein vater ist wirklich seeeeeeeeeeeeeehr konservativ, wenn ich ankommen würde mit: ich hab ne freundin, würd er echt ausflippen, mich jahrelang einsperren oder so was... naja nicht so schlimm, aber er fänds schlimm, genauso wie meine andere verwandtschaft, außer meine mutter, die ist echt ok, die glaub ich würd das vertragen
also ich glaube, wenn ich mich mal in eine frau verlieben sollte, was ich garnicht ausschliessen möchte, dann würde ich nicht wissen wie ich es meinen eltern sagen soll, denn sie mögen ja sonst recht aufgeschlossen sein, aber in dieser hinsicht leben sie wirklich noch im ältesten mittelalter. zwar denke ich das bei mir mein vater noch eher damit klar kommen würde, als wie meine mutter....... wenn ich manchmal so ihre meinung zu dem thema raushöre, wenn se dazu was in der zeitung gelesen oder im TV gesehen haben, dann kann ich nur mit dem kopf schütteln.....ein so grosses unverständnis bei ihnen was das thema angeht.......echt nicht mehr normal.........
deswegen würde ich es ihnen sicher nicht einfach so auf die nase binden, denn ich weiss nicht ob sie dann noch normal mit mir umgehen würden, ich denke mal es würde sich eine riesiege kluft zwischen ihnen und mir auftuen und ob man die irgendwann, irgendwie kitten könnte, das wage ich zu bezweifeln
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