
Underworld
Vampire vs. Werwölfe (sogenannte Lycanern) in einem immer währenden Krieg, den die Vampire zu gewinnen scheinen.
Doch wer sich klassische Vamps stetig in edlen Fummeln gekleidet vorstellt oder gar die gute alte Pflock ins Herz Nummer möchte, wird eines besseren belehrt.
Lack und Leder.
Schwarz, kalt und kantig. Eisig. Metallisch - wie die Kugeln aus Silber, die dem Zuschauer praktisch um die Ohren fliegen.
So ist „Underworld“ – und so will er auch sein.
Die Geschichte basiert auf einem gleichnamigen Rollenspiel und hat somit, wie es die meisten Vertreter dieser Branche, einen nahezu epischen Hintergrund, der beim Anschauen Lust auf mehr macht.
Erging sich Blade (als auch das Sequel) letztlich nur in einer Metzelorgie ohne Sinn und Verstand, bei denen es den Vampiren nur auf die Vorherrschaft auf Mutter Erde ankam, indem sie im Sonnenlicht wandeln, so entfaltet sich „Underworld“ mit der Zeit völlig anders vor dem Zuschauer.
Interessant an „Blade“ waren der Bösewicht des ersten (S. Dorff) und das Bloodpack des zweiten Teils – ansonsten blieb an Story wenig übrig, denn alle gierten sie nur nach dem Blut des Daywalker.
Underworld hingegen entpuppt sich als eine Art episches Familien-Kriegs-Drama auf mystischem Hintergrund, dass sich unverkennbare Anleihen von Shakespeares Romeo&Julia entlieh – denn Vampire und Werwölfe sind nicht einfach nur die Montagues und Capulets.

Und allein wegen des Hintergrundes, der sich nur Stück für Stück entblößt, ist man bereits am Ende gespannt auf das Sequel und das Prequel, denn obgleich Underworld kein Kassenknüller war, so sind beide Filme bereits fest geplant.
Und es wäre eine Schande das Potential dieses Filmes nicht zu nutzen.
Zwar erschließt er sich nicht jedem Zuschauer, vermutlich auf Grund dessen, dass die Mystik beider Freak-Spezies eher zurückhaltend präsentiert wird (da kommt die Vermutung auf, der Hintergrund wird gleichmäßig auf die ganze Trilogie verteilt) und wohl auch deswegen, dass „Underworld“ keinerlei weichen Konturen hat:
Er ist hart und kantig gefilmt wie dunkelster Stahl, genauso in bläuliches Licht getaucht und irgendwie farblos und findet so eine ganz eigene Stimmung: als würde einem ein eisiger Windhauch im Dunkel der Nacht sämtliche Haare zu Berge stehen lassen.
Und so passt sich auch die Darstellung Selenes durch Kate Beckinsale (Pearl Harbor, Van Helsing) perfekt dieser Grundstimmung an.
Beckinsale bleibt eisig und gleichsam so schön wie eine schwarze Rose, unterstrichen wird dies noch durch ihr Lack&Leder-Kostüm, aus dem zu schälen sie sicherlich einige Mühe hatte, sitzt es doch so eng, dass man meinen könnte, sie wäre damit zur Welt gekommen (für die Männerwelt sowie die lesbische Fraktion ein Hingucker besonders in der Eingangssequenz, in der man am liebsten schreien möchte „Blöder Mantel, weg damit!“)

Doch zurück zur Schauspielerei: bleibt diese wirklich völlig kühl, fast schon unterkühlt?
Beckinsale darf kaum Emotion zeigen, denn die Jägerin der Nacht ist eine nun einmal eine kalte Kriegerin, so scheint sie dennoch Gefühlsregungen anzudeuten und nicht gänzlich kalt zu spielen – mit kleinen, ja kaum merklichen Gesten oder Blicken, einem Blinzeln der Augen oder einem gehauchten Ausatmen, dass man fragen möchte: „War da was?“.
So emotional flüchtig erscheint Selene, daß man sich ernsthaft fragt, ob unter dieser granitharten Schale noch mehr stecken könnte.
Dahingehend passt sogar die dt. Synchronsprecherin Beckinsales in „Underworld“ perfekt ins Bild, denn Ranya Bonalana ist extrem wandlungsfähig; mal sanft und schüchtern (für Amber Benson) oder mütterlich stark und zickig (Stimmenleihgabe Shannen Dohertys) – hier ist die dt. Stimme Beckinsales genauso wie die Darstellerin selber –küüüühl- und somit eines des Sounderlebnisse der Synchronfassung.
Sicherlich bleibt noch vieles von Selene im Dunkeln und scheinbar oberflächlich, doch andererseist wäre es hier schön dumm gewesen den Figuren schon alles zu entlocken.
Scott Speedman hingegen bleibt blass und das liegt nicht allein an der Farbbleichung des Filmes, dahingegen macht aber Michael Sheen (Lucian) eine bessere Figur und obwohl er nicht quadratisch, praktisch, gut gebaut wie ein Sattelschlepper daherkommt oder vielleicht eben deswegen kann er doch als Anführer des Werwolfklans überzeugen – dasselbe gilt für Bill Nighy (Tatsächlich ... Liebe), der Selenes Meister und Ersatzvater Viktor gibt.
Das Budget von 22 Mio. Dollar sieht man dem Film an, denn obschon er sehenswerte Verwandlungen der Werwölfe innehat und noch ein paar andere nette Special-Effects, so wurde hier doch stärker gespart, so sieht auch die Kulisse des Werwolfnestes aus wie ein Neubau, dem eine Abrissbirne zu nah gekommen ist.
Einzig das Gebäude in der Eingangssequenz, sowie die beinahe schon klischeehafte Vampirvilla, aber auch ein paar Stadtsequenzen in Verbindung mit der Ausbleichung der Farbe kreieren im Film einen ganz eigenen altertümlich wie zugleich neo-gothischen Touch, dem man sich einfach nicht entziehen kann.
Deswegen wohl auch die Spielerei mit Licht und Farbe, sowie einigen sehr gewagten Einstellungen, doch kommt dies alles dem Film nur zu Gute, denn schöpft er letztlich seine Charakter nicht aus Hochglanztechnik a la Blade, die nur eine dünne Story überdecken sollen, sondern nimmt sich dahingehend eher zurückhaltend und einfach in der Machart aus.
So geht es auch in Puncto Kostüme zu – Augenweide diesbezüglich ist die bereits erwähnte Aufmachung Beckinsales.
Am Ende mag es im Geballer der Vampire gegen Werwölfe ein wenig unübersichtlich zugehen, doch wenn wir ehrlich sind: andere Filme machens nicht viel besser. Krieg ist nun mal ein ziemliches Chaos bei dem kein Auge trocken bleibt. Und er ist schmutzig wie der Showdown selber.

Und letztlich sind es auch die Waffen – wie Selene im Eingang letztlich schon erwähnte, sind die Zeiten der alten Kriegskunst vorüber. Wen wundert es dann denn bitteschön, dass geschossen wird?
Natürlich fragt man sich: muß das sein? Nur Schußwaffen? Oder ist es doch die perfekte Symbiose zwischen (minimalisierten) vampirisch-mystischem Klassizismus und kalter Moderne?
Merkwürdigerweise kommt bei diesem Gedanken sogar ein wenig Last Samurai-Feeling auf – der gute alte und ehrenwerte Kampf Mann gegen Mann, Klinge gegen Klinge weicht dem Zeitalter der Kugeln und des dreckigen Tötens.
Keine angenehmen Heldentaten oder herzerweichende Abschiedsreden ... nein, „Underworld“ bleibt seiner harten Linie treu und zaubert nicht, sondern umreißt mit einem extrem harten Bleistift.
Genauso also wird geschossen und wird nicht mit einer superweichen und perfekt abgestimmten Choreographie gearbeitet wie vergleichbare Vertreter dieses oder anderer Genres. Und das will Underworld vermutlich auch nicht.
In Gegenüberstellung kann „Blade“ sicherlich noch mit einer geschniegelten Darstellung aufwarten, doch storymäßig hat „Underworld“ die Nase vorne und, versteht man den Film richtig, war es ihm anscheinend nicht wirklich wichtig zu glatt zu sein.
Die Romeo&Julia Anlehung ist nett, doch scheint sie zu mißglücken oder ist sie nicht letztlich doch eher dem kantigem Strickmuster des ganzen Filmes angepaßt worden...
Natürlich wird man unwillkürlich an „Matrix“ erinnert bedenkt man die Schusswechsel (besonders am Anfang) und zugleich auch an „American Werewolf in Paris“ wenn die Lycaner sich verwandeln.
Der Mythos des klassischen Vampirs geht verloren, doch baut er einen eigenen auf, um den sich sicherlich noch eine eigene Geschichte im Prequel ranken wird...
Doch von Filmzitaten und natürlichen Schwächen der meisten Actionfilm, welche zumeist lediglich routiniert und wenig innovativ wirken, einmal abgesehen macht die hier nur vorbereitete Story um Werwölfe & Vampire bereits jetzt Lust auf die beiden anderen Teile.
Kein Meisterwerk und als Einzelkanditat würde „Underworld“ nur 4 Smilies bekommen, doch einen Bonusstern gibt es als Vorschußlorbeeren auf eine Gothik-Action-Saga, bei der man das Schießpulver des Nachfolgers riechen und die (so würde ich vermuten) klirrenden Schwerter und surrenden Armbrustbolzen der Vorgeschichte praktisch hören kann.
Daher eine ganz knappe Gnaden-5-Smilies-Wertung























